Mittwoch, 2. Dezember 2015

Nicaragua

Da das Touristenvisum für Costa Rica nur für 90 Tage gilt und ich für 7 Monate hier bin, muss ich zwei Mal aus- und wieder einreisen, um ein neues Touristenvisum zu bekommen. Ein Visum für ein ganzes Jahr zu bekommen ist sehr kompliziert, aber das ist eine andere Geschichte.

Also bin ich jetzt das erste Mal ausgereist, und zwar nach Nicaragua. Meine ersten 90 Tage in Costa Rica waren noch nicht abgelaufen, aber die Chance hat sich geboten, da zwei andere Mädchen aus unserer Gruppe da hin fahren wollten. Für etwa 58USD sind wir mit „Tica-Bus“ am Freitag nach Nicaragua gefahren und am Mittwoch zurückgekehrt. Der Bus war komfortabel und fast leer, sodass ich zwei Sitze für mich allein hatte. Allerdings war die Klimaanlage viel zu kalt! Nur die Toilette im Bus war nicht klimatisiert und daher nicht nur ekelig sondern auch brütendheiß.

Mit der Busgesellschaft unterwegs zu sein, hat die Ein- und Ausreiseformalitäten erleichtert. Uns wurden vor der Fahrt die Formulare gegeben, die wir ausfüllen mussten, und im Bus wurde das Geld, welches für die Ein- und Ausreise anfällig wird, eingesammelt. Die Grenzkontrollen verliefen problemlos und nach etwa 8 Stunden Fahrt waren wir gegen 21 Uhr abends in der Stadt Granada in Nicaragua.
Mit den roten Oval habe ich Granada markiert. (Karte: mapsofworld.com)

Ein Taxifahrer hat uns erst zu einem Geldautomaten gefahren, um Córdobas (die nicaraguanische Währung) zu bekommen und dann zu unserem Hostel. Er hat uns allerdings viel zu viel Geld abgenommen, da wir keine Ahnung hatten, wie die Preise in Nicaragua sind. Anstelle von umgerechnet etwa einem Euro pro Person haben wir jeweils 5 Euro bezahlt.

Für 260Córdobas (ca. 9 Euro) pro Person und Nacht haben wir in einem Schlafsaal für sechs Personen im „Hostal Cultural Casa del Poeta“ geschlafen. Dort haben wir Julie wieder getroffen, die zwei Wochen zuvor ihren Freiwilligendienst in Costa Rica beendet hatte und seitdem allein in Nicaragua umhergereist war. Ich habe mich so gefreut, sie wieder zu sehen! Am Abend sind wir ausgegangen, um in einem Lokal ein Bierchen zu trinken (natürlich eine nicaraguanische Sorte) und uns über die letzten Wochen auszutauschen. 

Am nächsten Morgen sind wir früh aufgestanden, um auf die Insel Omtepe zu fahren, die in dem Lago de Nicaragua (Nicaraguasee) liegt. Wir sind mit dem Bus von Granada nach Rivas gefahren. Diese 2-stündige Fahrt kostet nur 31Córdobas (ca. 1€). Von da aus haben wir ein Taxi nach San José del Sur genommen, das kostet eigentlich unter 3€, aber uns wurde auf der Hinfahrt natürlich wieder zu viel abgenommen. Innerhalb von einer Stunde kommt man dann von San José del Sur mit einer Fähre für 35Córdobas (etwas mehr als 1€) nach Ometepe. Die Fähre war sehr einfach, klein und voll und die Angestellten auf den Boot sind immer durch die Fenster geklettert um von unten nach oben und wieder zurück zu kommen – selbstverständlich ohne Schwimmweste, Sicherheit ist hier nicht so angesagt.


Ometepe besteht aus zwei Vulkanen: dem aktiven Vulkan Concepción und dem etwas kleineren und inaktiven Vulkan Maderas.
Ich habe Ometepe mit dem roten Oval markiert. (Karte. mapsofworld.com)
Unser Hostel „The Landing Hotel“ lag in dem Ort Moyogalpa, direkt an der Anlegestelle der Fähre. Für ein Bett in einem Schlafsaal für sieben Personen haben wir etwa 180Córdobas (6€) pro Person und Nacht bezahlt.

Am Nachmittag sind wir mit einer Autorikscha zu der Punta de Jesús María gefahren. Dort haben wir den Sonnenuntergang beobachtet und dabei in dem warmen See gebadet. Es war herrlich. Auf der einen Seite war der Sonnenuntergang und auf der anderen Seite ragte der Vulkan Concepción empor. Maravilloso!

I don't have to leave any more
What I have is right here
Spend my nights and days before
Searching the world for what's right here
(Islands – The XX)


Am Sonntag waren wir den ganzen Tag unterwegs, denn wir haben den Vulkan Maderas bestiegen. Ich finde, dass diese Wanderung einen eigenen Post verdient, deshalb belasse ich es hier dabei zu sagen, dass uns diese Tour wirklich an unsere Grenzen gebracht hat.

Also haben wir den nächsten Tag entspannt angehen lassen und sind irgendwann am Vormittag mit einem Bus zum Ojo de Agua gefahren (3USD Eintritt). Das ist ein mit türkisfarbenem Quellwasser gefüllter Pool, der wie im Dschungel von Bäumen umgeben ist. Es war wunderschön. Wir haben die Atmosphäre genossen, gebadet und uns entspannt.

Am Dienstag ging es zurück ans Festland und wieder nach Granada. Die Fähre kam um 5:30 Uhr, weshalb wir mal wieder früh aufstehen mussten. Ich würde auf jeden Fall weiter empfehlen, nach Ometepe zu fahren, weil ich diese Insel so schön fand und sie noch nicht zu touristisch ist. Es gibt nur zwei größere Orte und dazwischen fast nichts, nur die Vulkane, kleine, einfache Häuser und Tiere. Es liefen neben Hunden auch Hühner, Pferde und Schweine an und auf der Straße herum. Die Nicaraguaner sind ganz gleichgültig und weichen den Tieren nicht aus, wenn sie mit dem Auto unterwegs sind. Die Tiere müssen halt ausweichen oder sie haben Pech. Wir haben beobachtet wie ein Schwein von einem Bus angefahren wurde. Das Schwein hat geschrien und sich an den Straßenrad geschleppt, der Bus muss ihm die Hinterläufe gebrochen haben. Wir waren erschrocken, fassungslos und traurig. Die Besitzer sind dann gekommen und haben das Schwein rein geholt, ich nehme an, sie haben es geschachtet.
Trotzdem war Ometepe bisher der Ort, der mir am besten gefallen hat. Es war so wunderschön und irgendwie magisch mit den Vulkanen. Hermoso!


An der Bushaltestelle in Rivas, wo wir auf den Bus nach Granada gewartet haben, wurde typisches Essen verkauft und auch im Bus wurden Waren angeboten. Die Busse sind häufig mit religiösen Stickern beklebt, auf denen Dinge stehen wie zum Beispiel "Dios bendiga este bus y sus pasajeros." (Gott segne diesen Bus und seine Fahrgäste).

Granada ist eine Kolonialstadt mit bunten Häusern und einem Boulevard, der zum See führt. Sie ist wirklich hübsch und angeblich neben León die einzige sehenswerte Stadt in Nicaragua. Granada ist anders als die Orte, die ich bisher in Costa Rica gesehen habe und hat mich an Mexiko erinnert,  zum Beispiel an San Cristobal de las Casas und Oaxaca. An der Straße werden eng nebeneinander Obst, Gemüse und Kleidung verkauft, es gibt viele Straßenhunde und junge Männer springen einfach so hinten auf die Busse herauf.

Anstatt die Stadt genauer zu besichtigen, haben wir uns aber entschieden eine zweistündige „Isletas Tour“ für 14USD pro Person zu machen. Die Isletas sind 365 kleine Inseln im Lago de Nicaragua um Granada herum. Sie sind entstanden als vor vielen Jahren der Vulkan Mombacho ausgebrochen ist und einen Großteil seiner Spitze in den See geschleudert hat. Die Inseln bestehen somit aus Vulkangestein und haben eine reiche Vegetation, was sie zum Lebensraum zahlreicher Vögel macht. Die meisten sind im Privatbesitz und gehören den reichsten Familien Nicaraguas und Leuten aus den USA. Für mehrere Tausend Dollar kann man sich dort selbst eine Insel kaufen.
Wir sind mit einem Boot zwischen den Inseln umhergefahren, haben an einer Stelle im See gebadet und auf einer der Inseln Affen gefüttert. Sie hatten keinen Hunger, aber das Affenbaby hat meinen Arm festgehalten und das war so süß! (Ich habe leider kein Foto davon). Allerdings finde ich es nicht gut, dass die Affen extra auf diese Insel gebracht wurden, um Touristen anzulocken.
 

Alles in allem hat mir Nicaragua super gefallen, obwohl ich vorher oft gehört hatte, dass es nicht so schön sein soll, aber ich habe mir natürlich die Orte angeguckt, von denen gesagt wird, dass die sehenswert sind. Nicaragua ist ärmer als Costa Rica und der Kontrast zu unserer Lebensweise noch größer, aber interessant zu sehen. Nicaragua ist außerdem viel günstiger als Costa Rica, wo vor allem Kosmetikartikel unglaublich teuer sind! Deshalb wollte ich mir dort eigentlich Shampoo kaufen, habe es jedoch vergessen. Außerdem ist es in Nicaragua üblich zu verhandeln. Angeblich kann man so den Preis um 30% verringern. Das haben wir während unserer Reise auch immer besser hinbekommen, dafür muss man nämlich wissen welche Preise angebracht sind. Abgesehen davon, dass die Leute häufig versucht haben, uns möglichst viel Geld abzuknöpfen, waren sie freundlich und hilfsbereit. Allerdings wurden wir zumindest auf dem Festland ständig von irgendwelchen Typen angemacht. Das passiert auch in Costa Rica, aber in Nicaragua war es schlimmer. Da hört man ständig „Hola, you’re  beautiful / you are sexy / I like you“ und wird „Gringa“ genannt. Eine von uns wurde sogar beim Vorbeigehen angefasst.  Das ist wirklich unangenehm und nervig.

Am Mittwoch war der Urlaub für mich und eine der anderen schon wieder vorbei. Wir sind zurück nach Costa Rica gefahren, während die anderen beiden noch in Nicaragua geblieben sind. Sie reisen weiter umher, weil sie ihre Freiwilligendienste schon beendet haben. Ich muss sagen, dass mich das neidisch gemacht hat, aber andererseits habe ich mich auch wieder darauf gefreut, nicht aus dem Rucksack leben zu müssen und mein eigenes Zimmer und ein privates Badezimmer zu haben.
Für alle, die auch einmal nach Costa Rica reisen möchten: Man muss bei der Einreise ein Ticket vorzeigen, das belegt, dass man das Land innerhalb von 90 Tagen wieder verlassen wird.

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