Nicaragua wird als "Tierra de Lagos y Volcanes" bezeichnet. Was ist also passender als im Land der Seen und Vulkane, wie es auf Deutsch heißt, eine Vulkanbesteigung auf einer Insel im größten See Nicaraguas zu machen? Genau das taten wir auf der Insel Ometepe im Lago de Nicaragua, wo wir den Volcán Concepción erklommen.
Um auf die Insel zu kommen,
nahmen wir von San Juan del Sur aus einen „Chicken Bus“ nach Rivas für etwa
einen Euro. Es war heiß und voll, sodass sich die verschwitzten Körper der
Fahrgäste eng aneinanderdrängten. Schon im Bus wird man von jungen Männern
belagert, die fragen, wo man hin will und einem direkt eine Taxifahrt organisieren
wollen. Tatsächlich brauchten wir ein Taxi nach San Jorge, von wo man mit einem
Boot nach Ometepe kommt. Wir hatten allerdings nur noch 15 Minuten Zeit um die
nächste Fähre zu bekommen und ich wusste schon, dass das zu knapp war. Ein
Taxifahrer wollte uns alle sofort in seinem Wagen zur Fähre bringen und versicherte
uns, dass wir das noch schaffen würden. Also stiegen wir ein. Das war eine
lustige Fahrt – zu neunt in einem Auto für fünf Personen mit lauter Musik und, als
würde er sich nicht ohnehin schon strafbar machen, tippte der Fahrer auch noch
SMS am Steuer. Am Ende wollte er 8 USD pro Person für diese kurze Strecke und
ich legte mich mit ihm an, weil ich wusste, dass der Preis maßlos überteuert
war.
Wie ich schon geahnt hatte,
verpassten wir das Boot und mussten eine halbe Stunde auf das nächste um 17 Uhr
warten. Mit 35 Córdobas kostet die Fahrt nach Moyogalpa auf Ometepe etwas mehr
als einen Euro. Der Wellengang war heftig und das einfache Boot wurde ordentlich
zum Schaukeln gebracht. Es wäre ganz lustig gewesen, wenn mir davon nicht
irgendwie übel geworden wäre…
Als wir gegen 18:30 Uhr endlich
auf Ometepe ankamen, mussten wir erst mal Wasser und Snacks für die
Vulkanbesteigung am nächsten Tag kaufen. Da uns gesagt wurde, dass die Läden
schon schließen würden, kauften in dem nächstbesten
Laden das Nötigste und stressten uns unnötigerweise, denn die Läden hatten doch
noch länger auf. Wer hofft, in einem Ursprungsland von tropischen Früchten eine
reichliche Auswahl an frischem Obst zu bekommen, der wird leider enttäuscht, denn die
Läden auf der Insel haben keine gute Auswahl.
Für ca. 12 Euro pro Person und
Nacht schliefen wir im „Hotel Nicaraus“. Das Hotel ist trotz seiner Lage, etwas
weiter vom Ortskern entfernt, sehr zu empfehlen. Es war sauber und komfortabel
und hat sogar einen Pool, aber dafür funktionierte das WLAN nicht.
Am nächsten Tag mussten wir früh aufstehen, denn
schon um 6 Uhr wurden wir von unserem Hotel abgeholt. Für die Tour mit zwei
englischsprachigen Guides inklusive Transport bezahlten wir 26 USD pro Person. Der Vulkan Concepción ist mit
einer Höhe von 1600m nicht der höchste Vulkan, aber dennoch ist diese
Vulkanbesteigung eine der anspruchsvollsten in Zentralamerika.
Das erste Stück war sandig und
flach und diente somit als perfekte Aufwärmung. Bevor es steiler wurde, machten
wir die erste Pause und unser Guide Johan erzählte uns ein paar interessante
Informationen über Nicaragua.
Danach ging es bergauf. Der Weg
führte durch den dichtbewachsenen Dschungel, war trocken, staubig und sandig. Es
war recht steil und wurde zunehmend heißer und somit anstrengend.
Glücklicherweise machten wir mehrere kurze Verschnaufpausen.
Auf ca. 900m Höhe machten wir
eine Pause an einer Hütte und zogen unsere Jacken und Pullover an, denn es
wurde kalt. Nun kam das schwere Stück. Auf den letzten 700m gibt es kaum noch
Vegetation und man muss klettern. Die Guides hatten uns schon vorher darauf
hingewiesen, dass die Wetterkonditionen sehr schlecht waren, denn es war sehr
windig und so neblig, dass man kaum etwas sehen konnte. Es war das schlechteste
Wetter, bei dem der jüngere Guide jemals zum Krater gewandert war. Unter diesen
Bedingungen war der Aufstieg nicht ungefährlich, aber wir wagten es trotzdem.
Wir sollten dicht zusammen bleiben, auf jeden Schritt achten und auf die
Anweisungen der Guides hören. Als wir auf einem flachen Stück liefen, hatte ich
das Gefühl, von dem heftigen Seitenwind umgeblasen zu werden und musste mich
richtig dagegen lehnen. Bei den starken Böen musste wir uns ducken und
versuchen uns festzuhalten. Wir liefen nun auf Vulkangestein und teilweise
Geröll und immer mal wieder zog mir der Geruch von Schwefel in die Nase. Wir
konnten weder den Weg vor uns noch hinter uns sehen, sondern nur die
unmittelbare Umgebung, völlig orientierungslos. Es war wie eine andere Welt in
dieser kargen Landschaft. Es war nicht nur körperlich anstrengend, sondern wir
mussten uns auch sehr konzentrieren. Natürlich
habe ich mehrmals daran gedacht, aufzugeben als ich an den Vulkan gekauert eine
starke Böe abwartete, aber da ich schon auf dem Vulkan war, wollte ich nicht
umkehren, ohne es bis zum Krater geschafft zu haben.
Noch bevor wir den Krater
erreichten, machten wir eine längere Pause am schwindelerregend steilen Hang in
den Wolken. Es war nicht sehr bequem, aber es war gut, neue Energie tanken
zu können, bevor wir das letzte Stück bewältigten. Nassgeschwitzt und bereits
etwas erschöpft, waren wir immer noch in der Verfassung Witze mit den sehr
freundlichen Guides zu machen.
Das letzte Stück war
anspruchsvoll, der sandige, schwarze Boden bot kaum Halt und wir spürten
regelrecht die Kraft der Natur in Form des Windes, der uns immer noch alle paar
Meter dazu zwang, uns geduckt am Hang festzukrallen.
Als wir um etwa 11:30 Uhr, nach fünf Stunden am Krater ankamen, setzten wir uns
alle schnell hin, denn sonst hätte uns der Wind umgeweht. Ein paar Waghalsige
blickten in den Krater hinein, wo man aber nicht viel erkennen konnte. Nach
einer kurzen Pause und einem Gruppenfoto, auf dem man vor lauter Nebel nichts
sehen kann, machten wir uns an den Abstieg. Beim Heruntergehen mussten wir
noch besser aufpassen, nicht hinzufallen und viele Stücke rutschten wir auf dem
Po herunter. Es war kräftezehrend. Die Guides halfen, indem sie ein paar von uns
teilweise an die Hand nahmen und entschieden, noch eine Pause zu machen. Glücklicherweise lichtete sich der Himmel und wir hatten einen beeindruckenden Blick auf
die Insel, den See und einen Teil des Festlands. Es sah unwirklich aus, wie
gemalt.
Auf dem letzten Stück rutschten
wir alle aus oder fielen, da der Boden sandig war und bei uns allen die
Konzentration und Kraft nachließen. Um 16.30 Uhr, 10 Stunden nachdem
wir am Morgen aufgebrochen waren, kamen wir schließlich mit wackeligen Beinen und stolz auf unsere Leistung, einen aktiven
Vulkan bestiegen zu haben, wieder am Parkeingang an von wo wir zurück zum
Hotel gefahren wurden.
Dort gingen wir noch in den Pool
und abends im Restaurant „Hospedaje Central“ essen, wo es gutes, günstiges
Essen gibt.
Für die Wanderung sollte man in guter Kondition sein und auf jeden Fall 4l
Wasser, Snacks,
Sonnencreme, eine Kopfbedeckung und eine Jacke oder einen Pullover mitnehmen. Außerdem empfehle ich gute Wanderschuhe zu tragen (hatten wir natürlich nicht).
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