Dienstag, 29. September 2015

El día de la independencia

El 15 de septiembre (der 15. September) ist der costa-ricanische Tag der Unabhängigkeit und von großer Bedeutung für die „Ticos“.
Wegen des Feiertages brauchte ich am Dienstag und Mittwoch nicht arbeiten und an den anderen Tagen dieser Woche gab es in der Schule immer wieder Versammlungen, bei denen feierlich die Flagge hereingetragen und mit einem Lied „begrüßt“ wurde. Danach wurde immer ein „Eid“ auf die Flagge als Symbol für das Vaterland abgelegt und zudem die Nationalhymne gesungen.
Die Costa Ricaner sind sehr patriotisch. Costa Rica ist wirklich ein schönes Land, das viel zu bieten hat. Da kann ich verstehen, dass man stolz auf sein Land ist, aber trotzdem finde ich diesen Patriotismus befremdlich. Sowas kenne ich von zu Hause nicht. In Deutschland singen wir (außer beim Fußball) nie die Nationalhymne und wir haben in der Schule auch keine Deutschlandflaggen gehisst. Aber für uns Deutsche ist das ja auf Grund unserer Vergangenheit ein schwieriges Thema.

Die Schule ist in Nationalfarben geschmückt
Die Kinder bei einer der Versammlungen
Am Montag war eher Schulschluss, weil am Abend Laternenumzüge (Desfiles de Faroles) in den Schulen stattfanden.  Ich war mit Louise, die auch als Freiwillige an meiner Schule arbeitet, und Julie an meiner Schule um den Umzug zu sehen. Das ist ja ein Teil der Kultur und das wollten wir  miterleben und außerdem haben wir uns das ganz hübsch vorgestellt. Als wir um 15Uhr da waren, war da allerdings noch nichts Besonderes. Man konnte nur etwas essen und „rumhängen“. Also haben uns etwas gelangweilt.

Der Laternenumzug ging erst los nachdem um 18Uhr – wie überall im Land – die Nationalhymne gesungen wurde. Der Umzug war für Kinder, aber es war trotzdem schön, das gesehen zu haben. Leider konnte ich  im Dunkeln aber schlecht Bilder machen.

Am Dienstag war der Unabhängigkeitstag. Alle hatten (zumindest am Vormittag) frei und im ganzen Land gab es Paraden in den Straßen. Dort haben Kinder aus den verschiedenen Schulen Trommel und Xylophon gespielt, getanzt und waren verkleidet.
Ich habe mir mit meiner Gastfamilie und 2 weiteren Freiwilligen, die bei meiner Familie wohnen, die Parade in San Joaquin (der Ort in dem ich wohne) angeguckt. Am Anfang war ich sehr beeindruckt. Die Kinder haben sich wirklich Mühe gegeben und es war interessant zu sehen. Ich wollte alles auf Fotos oder Videos festhalten. Aber mit der Zeit wurde es anstrengend zu stehen (vor allem in der Hitze!) und langweilig, weil es dann doch immer wieder das gleiche war.
Das Mädchen in der Mitte ist meine "Gastcousine" Rosa
Die Kinder repräsentieren verschiedene Provinzen Costa Ricas


 

Am Abend gab es bei uns eine „Parilla“: es wurde gegrillt. Die anderen haben Fleisch (vor allem Hähnchen) mit Tortillas, einer Art Tomatensalat mit Koriander und weißen Maiskolben (die sind nicht süß und nicht so mein Fall) gegessen. Für mich gab es Reis, Bohnen und gekochtes Gemüse wie immer, aber ich habe auch etwas von dem anderen Gemüse gegessen.
Ich muss sagen ich fand das ganze Grillen nicht so super. Wir waren etwas mehr als 20 Leute und wir saßen nicht wirklich zusammen. Jeder saß irgendwo auf einem Stuhl anstatt zusammen an einem oder zwei großen Tischen. Das fand ich irgendwie unkommunikativ und nicht so gemütlich, vor allem weil mir mein Teller mit Essen etwas abseits hingestellt wurde.
In der Mitte sind meine Gasteltern
 Dienstag war außerdem der letzte Tag von Martin. Also haben wir uns danach alle in einer Kneipe getroffen um seinen Abschied zu feiern.

Montag, 21. September 2015

Monteverde Cloud Forest

Am ersten Wochenende habe ich mich direkt in das „Abenteuer“ gestürzt und bin mit den anderen Freiwilligen nach Monteverde gefahren.
Mit dem roten Oval habe ich Monteverde markiert. (Karte: mapsofworld.com)

Der Monteverde Nebelwald ist ein Naturschutzgebiet, das über 2500 Pflanzenarten, 400 Vogelarten und 100 Arten von Säugetieren (darunter auch Raubkatzen!) beherbergt.

Am Freitagmorgen haben wir uns um 5 Uhr auf den Weg gemacht um mit dem Bus nach Monteverde zu kommen. Es ging durch die Berge. Die Aussicht auf die dicht bewachsene Landschaft war toll, allerdings war die Fahrt mit den vielen Kurven auf der schmalen Straße für viele von uns eher schwindelerregend.
Geschlafen haben wir in einem Hostel, in dem wir Mädchen in 2 Schlafsälen geschlafen haben. Es war nicht besonders komfortabel, aber für 2 Nächte vollkommen in Ordnung und wir hatten  unseren Spaß.
Ein paar der anderen Mädchen: Julie (Dänemark), Lena (Österreich), Gillian (USA), Louise (Dänemark), Sara (Dänemark)
Am Freitagnachmittag haben wir Mädchen eine 2,5 stündige Reittour gemacht. Eigentlich wollte ich das nicht machen, weil es mir langweilig vorkam und ich keine 35 Euro dafür ausgeben wollte, habe mich dann aber der Mehrheit angeschlossen. Und ich muss sagen es war viel aufregender als ich es mir vorgestellt hatte! Am Anfang als die Pferde gebracht wurden und wir aufsteigen sollten hatte ich Angst. Ich wusste nicht wie das Pferd reagieren würde und habe befürchtet, dass es einfach davon rennen oder mich abwerfen würde. Aber die Pferde waren ganz ruhig und nach etwa 10 Minuten konnte ich mich entspannen und dem Pferd vertrauen.
Der Ritt war insgesamt ziemlich aufregend. Die Wege in den Bergen waren schlecht und steinig und es ging auf und ab. Außerdem hat es angefangen zu regnen, sodass der Boden ganz matschig wurde.
Aber die Aussicht war beeindruckend! Viel grün, aber auch viele Wolken und Nebel.

Insgesamt war es eine tolle Erfahrung und hat doch Spaß gemacht! Ich muss allerdings sagen, dass mir die Pferde sehr leid getan haben. Sie waren sehr dünn, schienen in einem schlechten Zustand zu sein und die Tour war offensichtlich anstrengend für sie.






Am Samstagmorgen haben wir eine Führung durch den Nebelwald gemacht. Das Wetter war super und der Guide hat uns auf einer Tour von 3,5km mehr über den Wald und die beherbergten Pflanzen- und Tierarten erzählt. Leider haben wir keine Tiere gesehen. Aber das war klar, die wissen, dass auf diesen Wegen Menschen vorbeilaufen und meiden sie daher. Also haben wir vor allem etwas über die Pflanzen erfahren.
Ich finde, dass sich die Führung auf jeden Fall gelohnt hat. Wären wir allein rumgelaufen, hätten wir gar nicht gewusst, was wir uns gerade ansehen und was es Besonderes zu beachten gibt. Außerdem hat man dem Guide richtig angemerkt, wie begeistert er von dem war, was er uns erzählt hat und wie sehr er sich gefreut hat wenn er eine bestimmte Vogelart singen gehört hat.




Nach der Führung bin ich noch mit ein paar anderen Mädchen zu einem Aussichtspunkt gegangen. Von einem eher instabil wirkenden Gerüst aus hatte mein eine schöne Sicht. Durch die vielen Wolken konnte man allerdings nicht sehr weit sehen.


Nach dem Mittagessen haben wir den Nebelwald von Hängebrücken aus bewundert. Im Selvatura Park läuft man über 8 verschiedene Brücken in verschiedenen Höhen von 50 bis 170m durch die Baumkronen. Es war wirklich hoch. Man hatte einen tollen Blick, aber es war auch leicht beängstigend. Vor allem wenn man schneller gegangen ist, haben die Brücken richtig gewackelt.
Leider hat es angefangen in Strömen zu regnen, als wir gerade mal 3 Brücken überquert hatten, sodass wir den Weg nur noch entlang gehetzt sind und klitschnass geworden sind.
-       -   Für die Führung und die Hängebrücken habe ich ca. 50 Euro ausgegeben.
  
Das Highlight war auf jeden Fall dieser Affe, den wir von einer Hängebrücke aus gesehen haben und den es nicht gekümmert hat, dass wir ihn beobachtet haben.

Am Abend waren wir alle K.O. und haben nur im Hostel „gechillt“.

Donnerstag, 17. September 2015

Rein ins Abenteuer und Willkommen in der Fremde

Am Sonntagabend ging meine Reise los. Nach dem (schweren) Abschied von meiner Familie und Paul war ich auf mich allein gestellt. Aufgeregt, gespannt auf Costa Rica und das Leben weit weg von zu Hause, aber auch traurig darüber, von den Menschen getrennt zu sein, die ich am meisten liebe.
Es ging von Hamburg nach Frankfurt und von da aus nach San José (mit einem Zwischenstopp in der Dominikanischen Republik). Die Flüge habe ich besser ertragen als gedacht. Die 17 Stunden vergingen ziemlich schnell und es gab keine Komplikationen. Allerdings hätte ich meinen zweiten Flug beinahe verpasst, da der erste Verspätung hatte und ich das Gate nicht auf Anhieb gefunden habe. Verdammt ist der Frankfurter Flughafen groß!

Morgens um kurz nach 4 costa-ricanischer Zeit bin ich erschöpft angekommen, wurde vom Flughafen abgeholt und zu meiner Gastfamilie gebracht. Da konnte ich mich erst mal ein bisschen ausruhen.
Vorm Flughafen in San José
Um 9 Uhr ging meine Einführung los. Zwei Mitarbeiter von der Organisation haben mir und 2 anderen neuen Freiwilligen den Weg ins Zentrum von Heredia und zum Projects Abroad Büro gezeigt. Außerdem waren sie mit uns bei der Bank um Geld abzuholen, haben uns geholfen costa-ricanische SIM-Karten zu kaufen und waren mit uns essen. Marcela von Projects Abroad ist sogar mit mir in ein veganes Restaurant gegangen! 

Ich fand (finde) Heredia nicht schön. Eher ungemütlich und verwirrend.

Das schlimmste ist aber das Busfahren! Die Haltestellen haben keine Namen, es hängen keine Fahrpläne aus und man muss sich immer einen markanten Punkt (z.B. eine Kirche, eine Schule oder einen großen Supermarkt) merken, bei dem man die Leine für „Stopp“ ziehen muss. Da muss man sehr aufmerksam sein und das ist schwierig wenn man sich nicht auskennt.

Auch die meisten Straßen haben keinen Namen. Die Adressen hängen ebenfalls von irgendwelchen mehr oder weniger bekannten Einrichtungen oder Plätzen ab. So ist meine Adresse beispielsweise: 75 metros Norte de la Escuela de Llorente de Flores (75m nördlich von der Schule von Llorente de Flores). Die Adressen sind eher Wegbeschreibungen, die einem aber auch nicht weiterhelfen, wenn man die Schule z.B. nicht kennt oder nicht weiß wo Norden ist.

Meine Familie ist eine Großfamilie. Um einen (eher schäbigen) Innenhof herum wohnt ein Großteil der Familie in 5 verschiedenen kleinen Häusern. In einem wohnt meine Gastmutter mit ihrer Familie und in den anderen ihre 3 Schwestern mit deren Familien und die Großmutter. Außerdem wohnt in jedem Haus ein Freiwilliger/eine Freiwillige und die Familie hat 3 kleine, sehr freundliche Hunde. Hier ist immer etwas los! Es sind sehr viele Leute und ich habe immer noch nicht raus wie alle heißen.
Die Familie ist distanzierter als ich es  mir vorgestellt hatte und ich habe mich die ersten Tage nicht sehr wohl gefühlt. Ich hatte natürlich einen Jetlag, habe mich einsam gefühlt und vor allem Paul sehr vermisst. Es war schwerer als ich es mir vorgestellt hatte und ich habe mich gefragt wie ich mir das hier zutrauen konnte.
Die Umgebung
 


Hier wohne ich - alle Häuser sind so vergittert

Der Innenhof
Wohnzimmer
Küche

Am Dienstag hatte ich meinen ersten Arbeitstag in der Schule. Die Lehrerin, mit der ich zusammen arbeite, ist sehr nett, das war eine Erleichterung. Ich unterrichte in den ersten und vierten Klassen. Viele der Kinder sind sehr süß. Sie kommen zu mir und umarmen mich, malen mir Bilder und schreiben kleine Willkommensbriefe. Andere sind aber auch sehr anstrengend. Sie passen nicht auf, stehen einfach auf und laufen in der Klasse herum. In Deutschland geht das nicht so zu, da bin ich mir sicher! Bei uns ist es etwas strenger und geordneter. Außerdem ist der Lärmpegel hier sehr hoch, was ich unangenehm und anstrengend finde. Insgesamt mach mir die Arbeit aber Spaß.
Eigentlich geht die Schule von 7 bis 14 Uhr, mir wurde aber zu Glück gesagt, dass es reicht wenn ich erst um 8:30 Uhr anfange. Das ist ganz entspannt.

Die Schule ist ganz hübsch und schön bepflanzt.
Bei Versammlungen sitzen die Kinder hier auf dem Boden
Mit den anderen Freiwillen verstehe ich mich zum Glück gut. Zurzeit sind wir 12 (10 Mädchen und 2 Jungs). Die anderen kommen aus Österreich, Dänemark, Deutschland, USA, Belgien, Spanien und Frankreich und sind alle zwischen 18 und 23 Jahre alt.  
Mit den Sprachen ist es sehr verwirrend. Ich spreche Spanisch, Englisch und Deutsch und höre Dänisch und Französisch.

Jetzt ist schon etwas Zeit vergangen und ich habe noch viel zu berichten.